Samstag, 24. Dezember 2011

Vorweihnachtszeit und Día Intercultural

Die vergangen Wochen hier in Chile waren mehr als arbeitsreich. Daher bin ich froh, dass Weihnachten endlich vor der Tür steht und ich ein paar Tage frei haben kann.

In der Fundación ist natürlich vor der Weihnachtszeit ein bisschen mehr los, weil das Jahresende vor der Tür steht und gerade vor Weihnachten auch mehr Sachspenden ankommen. Neben den regulären Punkten natürlich.

1. Weihnachtskarten: Diese wurden dieses Jahr zum ersten Mal alle vom Hauptbüro der Fundación verschickt. Durch den Einsatz unseres Journalisten soll in der Region und in der Welt ein professionelle Eindruck gemacht werden. Das fängt eben bei einer sauber aufgebauten Website an, über Facebook- und Twitter-Auftritten und endet eben bei Weihnachtskarten. Bruder Paul servierte mir dazu einen ganzen Block mit Adressen, die ich dann alle sauber in eine Excel Tabelle abgetippt habe um diese dann in schöne Briefumschläge zu verwandeln. Das Ergebnis: über 300 Briefe nach Deutschland, über 80 nach Österreich und noch mehr nach Chile. Das war mein Projekt der letzten und diese Woche.

2. Spenden: Weil gerade zu Weihnachten die Menschen eher das Herz öffnen, kommen selbstverständllich jetzt mehr Kleider- und Lebensmittelspenden als sonst. Das bedeutet, das diese eben angenommen und dann sortiert werden müssen. Da ich einen Internationel Führerschein mit genommen habe darf ich mit der blauen camioneta rum fahren. Inzwischen kenne ich mich eben sehr gut aus in Iquique, habe aber auch das Pech zu jeder Zeit angerufen zu werden, ob ich denn nicht noch kurz was erledigen kann.

3. Geschenkeinpackaktion: In einem kleinen Stand, vor den Türen der Mall Zofri im Norden der Stadt, werden Geschenke gegen kleines Geld von Mitarbeitern der Fundación verpackt. Mehr oder weniger freiwillig sind diese dann von morgend elf Uhr bis abends dreiundzwanzig Uhr abends in zwei Schichten eingesetzt, und da müssen auch wir drei Freiwillige helfen. Da der Großteil der Weihnachtsgeschenke sowieso erst am Wochenende oder "kurz vor Heiligabend" gekauft wird, ist der Job eher langweilig und es stellt sich die Frage, ob es denn wirklich nötig ist, so nach Spendengeldern greifen zu müssen. Aber wer will kann sich dazu ja seine eigene Meinung bilden und diesen Artikel lesen.

4. Einbruch: Im Zentrum "Mi Refugio" im Stadtteil Jorge Inostroza wurde eingebrochen. Ich habe ja erzählt, dass ein ganzer Satz gebrauchter Computer gespendet worden ist. Diese hat man im Refugio gelassen. Eigentlich war es abzusehen, dass früher oder später ein Einbruch kommen musste, schließlich hat das obere Stockwerk keine Fenstergitter. Viel wurde nicht geklaut, drei Computer sind aber weg und auch das Fenster wird uns keiner ersetzen. Um über die Weihnachtszeit das Risiko eines zweiten Einbruch zu verhindern, durfte ich die Geräte ins Hauptbüro bringen und wurde dabei noch von Flöhen gebissen. Ist aber nicht so schlimm, sind ja nicht die ersten Bisse. Immerhin scheint jetzt alles sicher verstaut zu sein.

5. Día Intercultural: Im Kindergarten "Pasitos de Campanita" - der Kindergarten mit Nicole als Direktorin ist - wurde eine Interkulturelles Fest gefeiert und dabei waren alle Nationalitäten dabei, die irgendwie in der Babykrippe aktiv sind: Bolivien, Peru, Arabien, Paraguay, Argentinien, und natürlich auch Deutschland und Österreich. Nach ein paar Tanzeinlagen wurde Essen verteilt. Argentinien machte Asado, Chile verteilte Mote con Huesillos, und Deutschland-Österreich Pfannkuchen, Sauerkraut mit Weißwürsten und dunklem Brot. So schnell konnte man gar nicht sehen, wie die typisch deutsch/österreichisch Küche weg ging. Dann war die Party auch schon vorbei.

Mit Joel
Pfannkuchen
Dann kann man noch über den zweifachen Gleitschirmflug berichten, den wir über Iquique gemacht haben. Oben ein herrlicher Blick über die Stadt. Hier wird erst klar, was für ein riesiges, insichgewachsenes Häusermeer Iquique doch ist, und das bei weniger als zweihundertausend Einwohnern. Zweifach, weil der erste Flug nach kurzen funfzehn Minuten im Cerro Dragon - Iquiques große Sanddüne - endete. Das Zentrum der Parapentes lag ganz in der Nähe und so konnten wir nach der ersten Landung mit dem Hintern noch einmal entscheiden, ob wir das ganze nicht wiederholen wollten. Selbstverständlich! Also ging der zweite Flug an Alto Hospicio vorbei und über Iquique bis raus aufs Meer und schließlich der Playa Brava. Besser.

Iquique

Dann gab es noch das Essen für Obdachlose, das von einigen Gemeinden organisiert worden ist. Wir halfen Tische und Stühle aufzustellen und Essen zu verteilen. Auch ein tolle Erfahrung, da viele von sich erzählen, warum sie angeblich das Leben auf der Straße bevorzugen. Dennoch war es eine gute Sache, denn circa zweihundert Mäuler konnten gesättigt werden.


Die Menschen mit dem Erzbischof Monseñor Ordenes, ein menschennaher Mann.

Ein bisschen Weihnachtsstimmung kommt dann aber doch auf - mehr oder weniger kitschig. Typisch für Iquique sind nämlich die beschmückten Wagen die mit lauter Musik und/oder Sirenen auf sich aufmerksam machen. Auf dem Wagen sieht man dann oft Kinderfilmhelden: Ben Ten oder Buzz Lightyear oder auch ein Weihnachtsmann. Hat was von Karneval in Delbrück, ist aber doch eher ein Ding für die Kinder und sehr kitschig. Viel Spaß macht es dann, wenn sie noch um null Uhr rum fahren und Krach machen, wenn man dann doch endlich die Augen schließen will.

Ein Wagen mit Batucada (Trommelgruppe mit Blechbläsern) - die machen sogar gute Musik

So sieht schließlich ein Wagen aus

Weihnachten macht aber nicht nur vor unserem Haus halt: Bruder Paul ist ein Mann der gerne sein Haus verschönert. Daher blinken auch in und vor unserem Haus die Lichterketten, die Krippe steht (geschützt vor dem Kater) in Innenhof, und das Essen steht schon bereit in der Abstellkammer.
Und auch im Kindergarten gibt man sich alle Mühe, Weihnachten in die Wüste zu bringen. Letztens kamen dazu alle Kinder in einem rot-weißen Outfit und sahen alle aus wie kleine Weihnachtshelferlein. Diese sind dann sogar zu Bruder Paul gefahren und sangen ihm zu Weihnachten vor, bevor sie in die Mall Zofri gefahren sind. Dazu gibt es auch einen Artikel.
Und zum Abschluss der Vorweihnachtszeit fand noch am dreiundzwanzigsten Dezember die Weihnachtsfeier der Fundación statt, mit geistlichem Impuls, Karaoke und einem sehr guten Essen.

In diesem Sinne wünsche ich allen Frohe Weihnachten und nur das Beste. Lukas

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