Donnerstag, 8. Dezember 2011

Ausflug und Transporter Fahren

Die Fundación ist gerade dabei vier neue Zentren neu aufzubauen und eines um zu strukturieren. Dementsprechend arbeitsreich sind zur Zeit die Wochen hier in Chile. Glücklicherweise hat uns dazu der Journalist Gabriel und ein befreundeter Pater aus Huarra zu eine paar Ausflügen eingeladen, an denen wir gerne mitgemacht haben.

Cariquima und Huarra - 24. November 2011: Schon vor ein paar Wochen hat uns Bruder Paul ein tolle Überraschung gemacht. "Der Pater Erico aus Huara hat euch eingeladen. Der will am Donnerstag-Morgen weg fahren. Da müsst ihr aber schon um 8 Uhr morgens antreten. Ich leih euch dann mein Auto aus." Gerne! Früh morgens aus dem Haus, da war es noch dunkel. Während wir uns auf dem Weg durch den dichten Nebel dreimal verfahren haben, sind wir dann doch noch fast pünktlich angekommen. Dort das Auto in der Garage versteckt und sofort in den 4x4-PickUp vom Pater umgestiegen. Eine dreistündige Fahrt führte uns durch die Berge der Atacama-Wüste und auf über viertausend Meter Höhe. Erst als wir in eine Schotterpiste einbiegen, wurde uns erst erklärt wohin es geht: "Das Dorf heißt Cariquima und liegt in der Nähe zur bolivianischen Grenze. Das ist vor allem ein Autoschmugglerumschlagplatz, aber sonst sehr traditionell durch die Aymara geprägt." Die Höhe machte sich spätestens bemerkbar, als wir nach über hundert Kilometer Schotterpiste endlich in dem kleinen Dorf Cariquima (sprich: Karikiema) angekommen sind: Kopf- und Gliederschmerzen machten sich gleich bemerkbar doch hielten uns nur kurz auf. Zwei Tassen Coca-Tee gaben ihr Bestes. - Übrigens: Die Blätter der Coca-Pfanze gelten in Europa eigentlich als Droge, hier kann es aber in vielen Variationen auf jedem Markt gekauft werden. - In Cariquima wurde das Sonnenfest für den heiligen San Juan gefeiert, der Schutzpatron des kleinen, abgelegenen und traditionellen Dorfes. Die Kultur ist vor allem durch die Aymara beeinflusst, was sich in den Tänzen wieder gespiegelt hat, und hatte daher viele Parallelen zu den Festen in La Tirana im September. Das Essen, natürlich: Lama. Die leben dort oben auf dieser Höhe in freier Wildbahn, da hier die Vegetation viel grüner ist - vor allem Gräser und Kakteen - als weiter unten in der Wüste. Das Fleisch ist eher zäh, da die Tiere nicht sehr fett werden. Das Fest hatte bis auf die Tänze noch eine Prozession, die von einem belgischen Pater geführt worden ist und Unmengen von Süßigkeiten, Kuchen, Chips und Bier. Letzteres wurde vom Presidenten des Dorfes gesponsert. Nach einer kräfitgen Lamasuppe verabschiedeten wir uns und machten uns auf dem Heimweg, schließlich warteten auf uns wieder drei Stunden Schotterpiste.
Die Kirche von Huarra war früher ein Benedektiner Kloster, wird heute aber nur von Pater Erico und einem Freund bewohnt. Der recht große Gebäudekomplex wurde vor ein paar Jahren bei einem großen Erdbeben zerstört. Beim Aufbau hat - kein Witz - das Erzbistum Paderborn ausgeholfen und seitdem steht auch hier eine Statue zu Ehren des Heiligen Liborius.










Cerro Unita und Pica - 25. November 2011: Die Nacht verbrachten wir in Huara, da wir uns am Freitagmorgen noch auf den Weg zum Cerro Unita machen wollten, keine zwanzig Kilometer von Huara entfernt. Das große Scharrbild, das eine menschliche Figur mit einem Zepter in der Hand darstellt, wird auf über tausendeinhundert Jahre geschätzt. An sich nicht gewaltig, doch bemerkenswert, das so ein Bild so viele Jahre überdauern kann. Und vor allem: Was bedeutet es und was macht es hier mitten in der Wüste? Nun dann, nach Huarra und auf die PanAmericana nach Pica. Denn das war auch einer der Gründe, warum wir den Wagen ausgeliehen bekommen haben: Ein paar Lautsprecher und Papiere für Pater Stefan warteten nämlich darauf abgeliefert zu werden. Pater Stefan, überrascht von unserem Besuch, nahm die Waren entgegen, hatte viel zu tun, und so ließen wir ihn in Ruhe, machten uns auf dem Weg zur cocha und den Säften Picas. Am Abend machten wir uns auf dem Heimweg.




Santa Laura und Humberstone - 26. November 2011: Eine kurze Nacht nur verbrachten wir wieder in Iquique, denn am frühen Morgen holte uns Gabriel ab. Ein große Tour durch das Umland Iquiques führte uns zu den oficinas Santa Laura und Humberstone, über Pozo Almonte und schließlich zu den pintados. Die beiden oficinas Santa Laura und Humberstone sind ehemalige Städte, in denen Salpeter und andere Salze abgebaut wurden. Im neunzehnten Jahrhundert gegründet, wuchsen die Städte schnell an und beherbergten ein paar tausend Einwohner. Infrastruktur wie Theater, Schwimmbad und Märkte waren vorhanden. Als dann jedoch zur großen Wirtschaftkrise Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die Nachfrage nach dem weißen Gold der Wüste drastisch sank, wurden in Chile nach und nach die oficinas verlassen und so wurden auch Santa Laura und Humberstone zu Geisterstädten. Da es hier aber nicht regnet und nur die Sonne jeden Tag bei knackigen zwanzig bis fünfundzwanzig Grad knallt, sind viele Gebäude noch gut erhalten. Erst in den neunzehnhundertachtziger Jahren wurde das Potential der Städte entdeckt, restauriert und sind heute große Freilichtmuseen. Sogar das Theater in Humberstone fungiert wieder als Selbiges.
Am Nachmittag nahmen wir ein kleines Mittagessen in Pozo Almonte zu uns - wo wir übrigens, durch die Eröffung zweier Kindergärten, für ein paar Wochen im Januar hin ziehen werden - und fuhren weiter zu den pintados, welcher Besuch aber durch starken und staubigen Wind unmöglich wurde. Später Nachmittag und wir waren wieder zu Hause. Auf einen späten Ausgang am Abend folgte dann der Weg ins Bett. Sonntag: Heia am Strand und Hochamt.











Camiña - 03. Dezember 2011: Auch dieses Wochenende wurden wir noch einmal von Gabriel eingeladen und mit nach Camiña zu kommen. Das kleine Dorf liegt in einer riesigen Felsspalte mitten in der Wüste. Von der PanAmericana in den Norden und dann nach Osten abgebogen, fuhren wir zu erst durch das flache Vorland und dann mit dem Wagen über eine Schotterpiste in die gewaltige Felsspalte rein. Warum leben ausgerechnet hier Menschen mitten in einer Wüste? Weil ein kleiner Fluss die sonst staubige Wüste in ein grünes Tal verwandelt. Die Menschen, auch hier von der Kultur der Aymara beeinflusst, lebt hier von der Landwirtschaft, während rechts und links die Felswände in die Luft ragen. Auf dem Weg nach Camiña fährt man durch zahlreiche Dörfer, bis man endlich nach über zwei Stunden Autofahrt das Dorf erreicht. Auf dem Weg dort hin finden wir sogar noch zufällig eine Felsspalte mit Einritzungen und Inschriften lang vergangener Zeiten. Es war in diesem Sinn eigentlich das Ziel, da wir uns die Landschaft auf seinem Weg angeschaut haben. Von den Felsvorsprüngen und dem lebendigen Tal beeindruckt machten wir uns auf dem selben Weg wieder nach Hause - es gibt nämlich nur diese eine Straße. Am Sonntagnachmittag wurden wir zum Essen einer tía der Fundación eingeladen, die uns mit ihrer Küche pappsatt machte.








Uns somit komme ich dann letzendlich zu dem, warum ich wirklich nach Chile gekommen bin, der Fundación Niños en la Huella in Iquique. Wie schon oben erwähnt, habe ich hier zur Zeit nicht wenig zu tun. Nach meinem Vormittag im Kindergarten, verbringe ich nach fünfzehn Uhr den Rest des Tages, manchmal bis zwanzig Uhr abends, im Büro, und fahre dabei zum Beispiel mit der camioneta von Zentrum zu Zentrum oder verbringe den Tag vor meinem Computer. Auch wenn hin und wieder der Gang klemmt und ich im Dritten Anfahren und Fahren muss.

So durfte ich zusammen mit einer Psychologin der Fundación zu einem Baumarkt fahren und wir holten circa sechs Meter lange Stangen, sechs mal fünfundvierzig Kilo Säcke Zement, ein paar Holzplatten und Farben ab um diese in den neuen Kindergarten in Alto Hospicio zu bringen. Glücklicherweise verstanden die Männer vom Markt was von Verpacken, denn diese zurrten die Baumaterialen gut und sicher auf dem Wagen ab, da dieser leider etwas zu klein war und die Stangen rausragten. Das Abenteuer an sich begann erst auf der Fernstraße nach Alto Hospicio. Der Lastkraftwagen der Marke HensaiMotors der nur einen Motor so stark wie der eines Mopeds in sich hatte, hatte auf dem Weg nach oben eine Höchstgeschwindigkeit von dreißig Kilometer pro Stunde, und da waren wir noch nicht einmal die Langsamsten. Der Motor gab sein Bestes, die Achsen und Stoßdäpfer ebenfalls und so gelang es uns dann doch noch sicher den Wagen vor dem Gelände abzustellen.



Man muss sagen, dass man Chile nicht unbedingt schlecht Auto fährt, auch die Straßen haben - vor allem die Fernstraßen - ein mehr oder weniger gute Qualität. Die Linien, die auf der Straße gemalt werden, dienen dabei aber eher zur Deko und werden weniger beachtet, und wenn wir schon auch hohem Niveau nörgeln: Reißverschlussverfahren kennt man auch nicht. Rote Ampeln beachtet man aber immerhin als Autofahrer, die sind dem Fußgänger wieder rum egal.

Diese Wochen waren sehr reich an neuen Erfahrungen, vor allem durch die Ausflüge die man uns möglich gemacht hat. Doch auch hier in Iquique gibt es zur Zeit sehr viel zu tun, was ich nicht gut genug betonen kann. Das nächste Mal werde ich vom "Día Intercultural" berichten, und wahrscheinlich dann auch schon von letzten Weihnachtsvorbereitungen.

1 Kommentar:

  1. Es ist schön so regelmäßig was von dir zu hören! Hoffe du hast noch ganz viel Spaß in Chile!!

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