Mittwoch, 23. Mai 2012

Neue Leitungen und Einundzwanzigster Mai

Es hat sich einiges ergeben in den letzten Wochen, neben Muttertagen und dem Tag der Arbeit der hier auch frei war. Etwas ganz wichtiges vorweg:

Die wichtigste Nachricht ist, dass meine Chefin nicht länger leitende Direktorin der Fundación ist. Aus Gründen die ich nennen will, die ich nämlich auch selber nicht kenne, wurde sie, oder sie hat sich, aus ihrer Position genommen. Vorübergehend sind zwei andere Frauen, die schon länger in der Stiftung sind, in leitender Position. Man ist auf der Suche nach jemanden, der wieder die Chefrolle übernehmen wird.

Für mich ändert sich hier nichts. Ich arbeite weiter in den Zentren und wohne bei Bruder Paul in seinem Haus. Man hat sich sogar mit uns zusammen gesetzt und mehr Freizeit und Urlaub angeboten. Ich werde aber an meinem Plan anhalten, weil ich damit nämlich sehr gut ausgelastet bin.

Im Kindergarten Huellitas habe ich angefangen die Wände zu streichen. In den Sommerferien wurde hier gestrichen, seitdem sind auch die Buchstaben verschwunden, die den Kindergarten benannt haben. Also habe ich Pinsel und Farbe bekommen und neue Buchstaben an die Wand gestrichen. Eine ist gerade erst fertig geworden. Hier steht jetzt: Kindertagesstätte Huellitas.
Unten Rechts in weiß steht der Gründungsname: Casa Parque de los Niños
Der heutige Kindergarten Huellitas hat eine besondere Geschichte. Er wurde 1996 unter dem Namen "Casa Parque de los Niños" gegründet. Damals war es ein offenes Zentrum in dem die Kinder aus dem Armensiedlungen etwas Schutz finden. Hier gab es warme Speisen, Duschen, Hilfe in allen Formen. Früher hat es hier das Viertel "Palafitos" gegeben, das als besonders schlimm galt. Mir wurde erzählt, dass es hier viel Gewalt und vor allem Misshandlungen gegeben hat. Quasi alle Kinder haben schlimme Erlebnisse gehabt. Später wurde dieses Viertel nach Alto Hospicio umgesiedelt, was die Probleme eigentlich nur in eine andere Stadt gebracht hat. Seit 2001 gibt es den heutigen Kindergarten.

Als ich angefangen habe zu malen, habe ich festgestellt, dass vor allem die Außenwände vom Kindergarten und der Babykrippe schäbig aussehen, und möchte ich sie jetzt streichen. Ich hoffe daraus ein Projekt zusammen mit den Kindern aus Jorge Inostroza machen zu können. Ich hoffe, dass das nicht so ins Wasser fällt, wie der Bau des Infozentrums im Refugio.

Die Computer stehen zwar schon, aber es funktionieren gerade mal vier von vierzehn Computern. Das ist sehr schade, weil ich so nur eine kleine Gruppe hochlassen kann.

Der Englischunterricht macht sich übrigens sehr gut. Leider habe ich auch so festgestellt, dass der Unterricht in der Schule wirklich sehr schlecht ist. Ich denke, dass der Staat Chile schon die Mittel und Muße hat, Englischunterricht in allen Schule anzubieten. Die Sache ist nur, dass Lehrer als auch Schüler offensichtlich nicht viel Interesse zeigen. Einmal kam ein Junge zu mir und meinte: "Tío, kannst du mir helfen. Ich soll Seite sieben bis neunundzwanzig bis morgen fertig machen." Was denkt sich denn ein Lehrer dabei? Vor allem geht es hier um Themen, die noch nie im Unterricht behandelt worden sind und die eigentlich nach einer Unterrichtsstunde fertig wären. Simple Past und Present Progressive zum Beispiel. Kein Wunder, dass Schüler selbst nach Jahren Unterricht, noch nicht mal sagen können, wie sie heißen.

Stromausfall haben wir dann auch noch gehabt. Immer wieder nur kurz, ein paar Stunden vielleicht. Das hat aber dafür gesorgt, dass einige Ampeln ausgefallen sind. In Chile ist es nämlich so: Wenn kein Schild da ist, dann habe ich Vorfahrt, ansonsten gibt es ein Vorfahrt-Gewähren-Schild (das Dreieck mit rotem Rand). Wenn also eine Ampel ausfällt, dann sind an dieser Kreuzungen keine Schilder, die wem sagen, wie sie fahren soll. Alle denken dann nämlich, dass sie Vorfahrt haben. Normalerweise sieht man schon von weitem, dass die Anlage aus ist, dann fährt man an die Kreuzung ran, schaut sich um, und fährt dann. Aber nachts, wenn man die ausgeschaltete Ampel gar nicht sieht, wird es gefährlich. Gerade bei uns um die Ecke, hat es schon öfters gekracht. Erst am Montagmorgen ist ein Auto direkt neben mir in einen Strommasten gekracht, es ist aber niemanden was passiert.

Dann wurde hier am einundzwanzigsten Mai die Schlacht von Iquique gefeiert. Das war 1879. Damals war der Norden von Chile noch peruanisch. Die berühmte Seeschlacht von Iquique, wo der Kapitän Arturo Prat gestorben ist, gilt als wichtiger Wendepunkt des Salpeterkriegs zwischen Chile und Peru. Auch wenn Prat eigentlich nicht direkt für den Sieg Chiles gewirkt hat, wird er doch als Nationalheld gefeiert, was mir gezeigt hat, das Chilenen unglaublich stolz auf ihre Kultur und ihre Geschichte sind. Das hat den Vorteil, dass dieser Tag ein Feiertag ist. Dieser Tag wird in Chile mit Aufmärschen der Marine und einer jährlichen Rede des Präsidenten gefeiert. Nebenbei haben wir dann noch Geburtstag gefeiert. Auch im Kindergarten wurde ein Tag später die Seeschlacht gefeiert.




Ich schau mal auf den Kalender: Krass! Dreiundzwanzigster Mai! Das heißt: Knapp zweieinhalb Monate noch?