Ich hatte selbstverständlich nicht mehr so viel Zeit etwas
zu schreiben. Ich wollte die letzten Momente voll auskosten. Deshalb schreibe
ich inzwischen wieder aus Deutschland, denn ich bin vor einer Woche gesund und
munter in Düsseldorf gelandet. Ich versuche noch einmal kurz zusammen zu
fassen, was nach den Festen in La Tirana passiert ist.
Ich denke, es war ziemlich deutlich, dass es sehr schön war
und ich dort wirklich eine sehr tolle Zeit hatte. Abgesehen davon, dass ich mir
mit einem Cutter-Messer in den Finger geschnitten habe – was mit sechs Stichen
genäht werden musste – was es wirklich eine sehr sehr sehr schöne Zeit.
Nach den Festen ging es in den Endspurt in der Fundación.
Ich habe meine Malprojekte zu Ende gebracht und den Bildern den letzten
Feinschnitt gegeben. Ich hätte noch mehr Ideen gehabt, aber die Zeit war
einfach schon viel zu knapp. Vielleicht ein anderes Mal.
Das zweite Projekt im Kindergarten Huellitas |
Total überrascht, sahen wir, dass Jutta auf uns wartete.
Jutta ist eigentlich nach Pauls Ankunft nach Hause gefahren, doch dort hat sie
es nur zwei Wochen ausgehalten, ehe sie wieder zurück gekommen ist. Das
bedeutete, dass unser Haus auch Recht voll geworden ist. Denn kurz nach dem
Fest kam auch noch Lotte zu Besuch, ehemalige MaZ, die vor uns ihren Einsatz
hatte. Und mit Pauls Nichte waren wir acht Personen im Haus.
Im Juli feierte die Fundación ihren sechzehnten Geburtstag.
In einer ganzen Woche vorbereitete jedes Zentrum eine Aktion, mit der sie sich
präsentierte und den Geburtstag feierte. Da ich quasi überall immer ein wenig
geholfen habe war ich überall ein Teil und binauch zu
allen Festlichkeiten gefahren. Persönlich bedeutete dies: Lautsprecher
aufbauen, Dekoration auf- und abbauen und so weiter.
Foto aus dem Offenen Zentrum Mi Refugio |
In diesem Sinne hat man sich dann von uns beiden MaZ auch
nach und nach verabschiedet. Ich habe gemerkt, dass ich überall irgendwie
Eindruck hinterlassen habe. Das war ein gutes Gefühl und zeigte mir, dass ich
das Jahr nicht umsonst gemacht habe. Dadurch war aber auch besonders schlimm zu
gehen.
Da ich bei dem Fest in La Tirana sehr viele Freunde machen konnte, war es
auch hier schlimm, zu gehen. Daher nutzte ich jede Freizeit aus, mich mit
Freunden zu verabreden, Essen zu gehen, Einladungen entgegen zu nehmen. Doch
irgendwann musste dann der Tag kommen.
Ein Letztes Gruppenfoto von Vielen, hier mit der Gruppe Caminos |
Oder mit Mision Jóven, der Gruppe mit der ich in La Tirana war |
In der letzten Nacht habe ich nicht mehr geschlafen, der Flug ging auch schon sehr früh, und es gab auch noch ein paar Sachen zu tun. Ich wäre sowieso viel zu aufgeregt gewesen. Viel zu lang waren die Umarmungen. Morgens um halb sieben machten wir uns mit Bruder Paul und Daniel auf den Weg zum Flughafen. Eine kurze Umarmung, dann gaben wir das Gepäck auf. Und dann gingen die Türen zu.
Jetzt kann ich noch davon erzählen, dass wir erst anderthalb
Stunden später losgeflogen sind, oder von dem Sprint in Sao Paulo, oder davon,
dass Bea auf dem Flug nach Frankfurt zufällig mit uns geflogen ist.
Vor etwa einer Woche bin ich in Deutschland angekommen. Auch
wenn ich in Deutschland langsamer anfangen wollte, bin ich doch viel unterwegs.
Familie und Freunde, deutsche Bürokratie haben mich schneller gefangen als ich
wollte, vielleicht auch gut so, so habe ich schnell Anschluss gefunden. Auf jeden Fall werde ich ab Oktober ein Studium in Kassel beginnen.
Das war mein Jahr in Chile, das waren dreihundertsechzig
Tage in der Wüste, mit Menschen, denen man ans Herz gewachsen ist, die mir ans Herz gewachsen sind. Auch wenn
mein Spanisch nicht zur Perfektion gekommen ist oder ich nicht wirklich
berufliche Erfahrungen gesammelt habe, kann ich dennoch sagen, dass es gut war,
dieses Jahr zu machen. Es hat mir etwas gegeben, was ich zu Hause niemals
gefunden hätte, ich habe ein paar Antworten gefunden und vielleicht noch mehr.
Wenn mich jemand fragen würde, ich hätte es nicht anders gemacht.